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Das Alte Rathaus - Dorstens gute Stube

Veranstaltungsort des Vereins für Orts- und Heimatkunde Dorsten e.V. (von VOH - 03.09.2023)


Das um 1567 errichtete Alte Rathaus prägt zusammen mit der Pfarrkirche St. Agatha und dem Marktplatz seit Jahrhunderten das Bild der Dorstener Innenstadt. Bis 1797 wurde das ursprüngliche Renaissance-Gebäude, das in diesem Jahr aufgestockt und mit einer Vorhalle versehen wurde, als Stadtwaage und danach bis 1902 als Rathaus genutzt. Zwischen 1935 und 2003 beherbergte es ein Heimatmuseum, in jüngerer Zeit auch die Stadtinformation.

Als die Dorstenerinnen und Dorstener im Jahre 2001 auf die 750. Wiederkehr der Stadtgründung zurückblickten, zeichneten sich schon sehr deutlich die finanziellen Probleme der Kommune ab, mit denen die Verantwortlichen seitdem zu kämpfen haben. Zunehmend stärker war die Stadt nach der „Jahrtausendwende“ gehalten, sich so genannter „freiwilliger“ Aufgaben zu entledigen, die Kosten verursachten, aber unter den Bedingungen der immer begrenzter werdenden Haushaltsmittel nicht mehr zu tragen waren. Dabei geriet auch das Alte Rathaus in den Blick, das in Dorsten vielfach auch heute noch als „Heimatmuseum“ bezeichnet wird.

Nach der von der Stadt beschlossenen Verlagerung der „Stadtinformation“, die schließlich im „Lippetor-Center“ eingerichtet wurde bis sie im Dezember 2009 in der ehemaligen Geschäftsstelle der WAZ in der Recklinghäuser Str. ihren gegenwärtigen Standort fand, stellte sich die Frage, unter welchen Bedingungen das in der 1. Etage und im Obergeschoss untergebrachte „Heimatmuseum“ weitergeführt werden könnte. Die Stadt selbst kam dafür aus den genannten Gründen nicht (mehr) in Frage, sodass sich der Bürgermeister um mögliche Partner aus der Bürgerschaft bemühte, die das Haus eventuell in Eigenregie weiterführen könnten. Wie aber sollten verlässliche, regelmäßige Öffnungszeiten für das Heimatmuseum sichergestellt werden? Waren die hier vorfindbaren Exponate tatsächlich so attraktiv, dass mit einer angemessenen Besucherzahl zu rechnen war, die eine ständige Öffnungszeit und damit entstehende Personalkosten rechtfertigten? Waren die räumlichen Voraussetzungen für eine Neu- bzw. Umgestaltung des Museums gegeben, um die Geschichte der Stadt unter modernen museumspädagogischen Gesichtspunkten darzustellen? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt eines intensiven Meinungsbildungsprozesses, an dem neben dem Verkehrsverein und dem Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten von Anfang an auch die Altstadtschützen beteiligt waren. Wie emotional und kontrovers das Thema „Heimatmuseum“ etwa im Vorstand des Vereins für Orts- und Heimatkunde in dieser Zeit diskutiert wurde, wird den Beteiligten noch in Erinnerung sein. Ein überzeugendes Konzept, das eine erfolgreiche Weiterführung des Heimatmuseums auf längere Sicht in Aussicht gestellt hätte, war letztlich nicht erkennbar. Schließlich beschloss der Kulturausschuss der Stadt die Schließung des Museums und befürwortete die zukünftige Nutzung des Gebäudes als Bürgerhaus, nachdem sich auch das zuständige Fachamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Münster nachdrücklich für die Schließung des Heimatmuseums ausgesprochen hatte.

Zeitlich parallel zur Entscheidung über die Zukunft des Heimatmuseums erfolgte unter Federführung der Stadt die Gründung eines Trägervereins, um die Zukunft des jahrhundertealten städtischen Gebäudes am Markt zu sichern, das wie durch ein Wunder nahezu unbeschädigt das Ende des 2. Weltkrieges überstanden hatte. Dem dann so genannten „Trägerverein Altes Rathaus Dorsten e.V.“, dem als Gründungsmitglieder neben dem Verkehrsverein und dem Verein für Orts- und Heimatkunde u.a. auch die Schützenvereine der Altstadt und der Feldmark beitraten, fiel die Aufgabe zu, ein Konzept zu entwickeln, das die zukünftige Nutzung des Alten Rathauses als Bürgerhaus ermöglichte. Dazu mussten die Räume entsprechend hergerichtet werden.

Zunächst löste die Stadt das Heimatmuseum auf. Dabei war klar, dass der Museumsbestand auch zukünftig in Dorsten zu besichtigen sein sollte, wenngleich an anderen Orten. Der Heimatverein Lembeck erklärte sich bereit, den größten Teil der Sammlung für das von ihm betreute Heimatmuseum zu übernehmen, das bekanntlich in Schloß Lembeck untergebracht ist. Seit Ostern 2005 finden interessierte Bürgerinnen und Bürger hier den Mammutschädel ebenso vor wie die Flöte des letzten Dorstener Kuhhirten, die prähistorische Gesteinssammlung oder die alten Waffen, die zuvor im Obergeschoss des Alten Rathauses zu sehen waren. Die Schiffsmodelle, die auf die Lippeschifffahrt in Dorsten verwiesen, sind seitdem im Foyer der VHS ausgestellt und der Öffentlichkeit zugänglich. Nur wenige Exponate, die unmittelbar mit dem Alten Rathaus verbunden waren, verblieben an ihrem alten Standort.

Im Herbst 2004 ergriffen die Stadt als Eigentümer des Gebäudes und der Trägerverein Altes Rathaus e. V. gemeinsam die Initiative zur grundlegenden Innensanierung des Gebäudes. Die Volksbank Dorsten, die bereits 1997 die Summe von 300.000 DM für die notwendige äußere Sanierung des historischen Gebäudes übernommen hatte, unterstützte jetzt auch dankenswerterweise die innere Umgestaltung des Hauses. Nach dem Abschluss der Arbeiten im Mai 2005 konnte Bürgermeister Lambert Lütkenhorst das Alte Rathaus offiziell seiner neuen Bestimmung übergeben.

Als Bürgerhaus bietet das „neue“ Alte Rathaus seitdem ein unverwechselbares Ambiente für

Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen,
Lesungen und kleinere Konzerte,
Ausstellungen,
Empfänge und Tagungen ,
standesamtliche Trauungen.


Darüber hinaus steht das Haus allen Dorstenerinnen und Dorstenern zur Verfügung. Sie können hier „runde“ Geburtstage ebenso feiern wie etwa Jubiläen.

Für den Trägerverein Altes Rathaus e.V. war es ein Glücksfall, dass er mit dem früheren VHS-Hausmeister Heinz Ciasto und dem gerade in den Ruhestand getretenen ehemaligen VHS-Leiter Franz-Josef Stevens zwei Personen für eine Mitarbeit gewinnen konnte, die ganz entscheidend dazu beigetragen haben, das alte Rathaus neu zu beleben. Als Hausmeister kümmert sich Heinz Ciasto um die Vor- und Nachbereitung einzelner Veranstaltungen ebenso wie um alle technischen Fragen. Franz-Josef Stevens trägt die Verantwortung für das Programm des Trägervereins, das inzwischen zum festen Bestandteil des kulturellen Lebens in unserer Stadt gehört.

Als Mitglied im Trägerverein Altes Rathaus hat der Verein für Orts- und Heimatkunde Dorstens „gute Stube“ nicht nur für Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen genutzt, sondern auch für Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Präsentation des in Dorsten gebürtigen Fernsehjournalisten Eckard Garczyk „Jeder hat sein Nest im Kopf“ im Januar und an die Diskussionsveranstaltung zum Dorstener Bahnhof im Juli 2009. Die Festveranstaltung zur 120-Jahrfeier, die der Verein im Alten Rathaus abhalten konnte, dürfte allen Beteiligten noch in guter Erinnerung sein.



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