
Am 23. November 2025 fand auf dem sogenannten „Russenfriedhof“ in Dorsten-Holsterhausen eine eindrucksvolle Gedenkveranstaltung für die während des Zweiten Weltkriegs in Dorsten verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter statt. Maßgeblich gestaltet wurde sie von Schülerinnen und Schülern der Klassen 10a und 10b des Gymnasium Petrinum. Unter Begleitung des Historikers Dr. Marius Seydel vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hatten sie sich in einem Projekt intensiv mit den Schicksalen dieser Menschen beschäftigt und stellten ihre Ergebnisse vor Ort vor. Bild: Im Beisein von drei Schülern der Klasse 10b des Gymnasium Petrinum, der stellvertretenden Landrätin Martina Eißing (CDU) und Dr. Josef Ulfkotte (Verein für Orts- und Heimatkunde) übergaben Dr. Marius Seydel (r.) und Stefan Schmidt vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die neu erstellte Liste der auf dem Waldfriedhof, dem „Russenfriedhof“ in Dorsten-Holsterhausen und dem Kommunalfriedhof in Dorsten-Hervest bestatteten sowjetischen Kriegsgefangenen an Bürgermeister Tobias Stockhoff.
Im Anschluss übergab Dr. Seydel im Rathaus offiziell das von ihm erarbeitete „Namenbuch der verstorbenen sowjetischen Kriegsgefangenen auf den Friedhöfen in Dorsten“. Die umfangreichen Recherchen, die er im Ratssaal erläuterte, sind vollständig in der neuen 85. Ausgabe des „Jahrbuches der Herrlichkeit Lembeck und Stadt Dorsten“ veröffentlicht (S. 159–165). Das Jahrbuch ist unter anderem in der „stadtinfo“ erhältlich. Für den Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten bilden diese Forschungsergebnisse einen wichtigen Beitrag zur erneuten Auseinandersetzung mit Kriegsgefangenschaft und Zwangsarbeit in Dorsten in den Jahren 1939–1945.
Seit 2020 arbeitet der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bundesweit daran, Gräber sowjetischer Kriegsgefangener zu rekonstruieren und den lange namenlos begrabenen Menschen ihre Identität zurückzugeben – Menschen, die im NS-Regime als „Untermenschen“ diffamiert, entrechtet und vielfach in Massengräbern verscharrt wurden. In Dorsten ist es Dr. Seydel gelungen, nahezu 400 bislang unbekannten Toten wieder einen Namen zu geben.
Der „Russenfriedhof“ in Holsterhausen bleibt ein sichtbares Mahnmal für das Terror- und Vernichtungssystem der Nationalsozialisten. Die Gedenkveranstaltung am Ewigkeitssonntag, das Engagement der Petrinum-Schülerinnen und -Schüler und die Übergabe der neuen Gräberliste haben eindrucksvoll daran erinnert. 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs leben wir in Frieden und Freiheit – und genau diese Freiheit verpflichtet uns, weiterhin für Frieden, Menschlichkeit und Verständigung einzustehen.
Mit Dorsten wurde nun die erste neu gefasste Gräberliste sowjetischer Kriegsgefangener in Nordrhein-Westfalen übergeben – weitere Städte werden folgen. Der Verein für Orts- und Heimatkunde Dorsten dankt dem Volksbund für seine wertvolle Arbeit und wünscht, dass seine Rekonstruktionsprojekte weiterhin breite Anerkennung in der Öffentlichkeit finden.








