
In den Dorstener Drahtwerken hatte Autor Eckhard Garcyk 1975 einen ARD-Spielfilm gedreht. Nun ist das sozialkritische Werk in seiner Heimatstadt zu sehen.
Von Michael Klein
Er hat seine Kindheit und seine Jugend und damit seine ersten 21 Lebensjahre in Dorsten verbracht. Und die Lippestadt ist der spätere Filmemacher und Autor Eckhard Garczyk nie losgeworden.
Gleich drei Dorsten-Werke hat der im Jahr 2006 im Alter von 71 Jahren verstorbene TV-Redaktionsleiter hinterlassen: zwei Filme und einen Roman.
Nach der großen „Dorstalgie“-Resonanz bei der Vorführung von Dorsten-Filmen im Central-Kino lädt der Verein für Orts- und Heimatkunde nun zur kostenfreien Präsentation des 105-minütigen Garczyk-Fernsehfilms „Die 7-Tage-Woche des Drahtwebers Rolf Piechotta“ ein: am Montag (10. November) um 19.30 Uhr im Forum der VHS, Im Werth. Der Film, in dem auch der bekannte Schauspieler Diether Krebs mitspielt, erhielt bei der Adolf-Grimme-Preis-Verleihung 1975 eine ehrende Anerkennung.
Eckhard Garczyk, geboren 1935 in kleinen Verhältnissen, gehörte 1946 zum ersten Schülerjahrgang am Petrinum nach dem Krieg. Nach dem Abitur 1955 studierte er in München, wurde später beim Bayrischen Rundfunk Leiter der Redaktion Sozialpolitik.
Garczyk produzierte ebenso lautlose wie wirkmächtige Reportagen über unterschiedlichste Protagonisten. Sein erstes Dorsten-Werk aber ist gefärbt von eigenem Erleben.
Hauptfigur und Drahtweber Rolf Piechotta ist widerspenstig, verkracht sich mit Vorgesetzten, fliegt nach sieben Tagen wieder.
Garczyk wollte mit dem Film die Situation in den vielen mittelständischen Unternehmen beleuchten, noch dazu in der Provinz, wo der Eigentümer noch ein Patriarch und der gewerkschaftliche Organisationsgrad gering ist und der Betriebsrat mit dem Chef kungelt. Gedreht wurde deshalb in den Dorstener Drahtwerken, in dem Garczyk selbst als Student gearbeitet hatte und sein Vater Franz Meister war. Diese Umgebung kannte der sozialkritische Redakteur aus eigenem Erleben sehr genau.
Filmkritik
Der Filmkritiker Ernst Johann lobte in der „Frankfurter Allgemeinen“ vom 14. Januar 1974: „Man würde den Film missverstehen, wollte man ihn als Anklage betrachten. Er erzählt nur, und er tut dies bemerkenswerterweise in einer Sprache und in einem Stil, die durchaus und in allen Einzelheiten stimmen. Dafür darf man neben dem Verfasser dem Regisseur Rainer Boldt danken, der sich als ein wahrer Beherrscher der mitteilenden Ironie erwiesen hat.“
Übrigens: Sein zweiter, diesmal biografischer und sehr kritischer Dorsten-Film „Jeder hat sein Nest im Kopf“ (1981 ausgestrahlt im ARD-Hauptprogramm) kam damals in der Lippestadt nicht gut an. Garzcyk zeigt seine beiden Dorstens, Bürgertum und Malocherwelt. Auch dieser Film wäre es wert, mal wieder in Dorsten präsentiert zu werden.
Dorsten-Roman
Seinen Roman „Einem unbekannten Gott“ schrieb Garczyk mit 70 Jahren. Ein Werk über einen 17 Jahre alten Burschen in den 1950er-Jahren in einer zerbombten Kleinstadt am Rande des Ruhrgebiets. Eine Stadt, die gleichwohl unverkennbar Dorsten ist.
Wenige Tage vor seinem Krebstod im August 2006 wird das Skript fertig. 2010 schließlich wird es vom Verein für Orts- und Heimatkunde in Dorsten posthum in einer Auflage von 200 Exemplaren herausgegeben.
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