Gedenkprogramm - 80. Jahrestages der Bombardierung Dorstens und Wulfens

Ein Zeichen für Frieden (von DZ Michael Klein - 22.03.2025)


Anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung Dorstens und Wulfens ist ein
Gedenkprogramm mit einem besonderen Abschluss-Projekt vorbereitet worden.

Dieser Gedenktag ist ganz besonders. Er erinnert nicht nur an einen der
schlimmsten Tage der Stadtgeschichte, sondern soll angesichts der aktuellen
politischen Entwicklungen auch ein Zeichen für Frieden setzen und daran
gemahnen, zu welchem Grauen Totalitarismus führen kann.



Und da das damalige Geschehen sich in diesem Jahr zum 80. Male jährt, wird es
diesmal eine ganz besondere visuell-akustische Inszenierung geben - bewusst auf
der Fassade jenes Wahrzeichens in Dorsten, das das Inferno überlebt hatte.

Nur wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs – am 22. März 1945 – wurden
die Dorstener Altstadt und das Dorf Wulfen bombardiert, der Angriff ließ Tod,
Trümmer und Trauer zurück. An beiden Orten wird daran am 22. März (Samstag)
gedacht. Der Tag endet dabei am Alten Rathaus am Marktplatz, wenn das Dorstener
Künstler-Duo „Projekt:Flow“ – musikalisch begleitet – historische Bilder und
Filmausschnitte auf die Fassade des Gebäudes projiziert.

Aber bereits vorher und damit den ganzen Tag über wird es ein breites
Veranstaltungsprogramm in Dorsten und Wulfen geben. „Wir haben es so gelegt,
dass theoretisch jeder alles besuchen kann“, betont die städtische
Programmkoordinatorin Anke Klapsing-Reich. „Überschneidungen gibt es nicht.“
Los geht es in Wulfen, wo am 22. März um 10.10 Uhr amerikanische Bomberverbände
das Dorf angegriffen hatten.

Deshalb wird um 10 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung an der Matthäuskirche unter
Beteiligung des Heimatvereins Wulfen, Schülern der Gesamtschule Wulfen und der
Montessori-Schule sowie Vertretern der Kirchengemeinden begonnen.
Im Anschluss um 11.15 Uhr sind Interessierte ins Matthäusheim zur Vorführung des
Films „Kriegsende in Dorsten – Zeitzeugen erzählen“ von Sabine Bornemann mit
Gesprächsrunde eingeladen.

Gedenkgottesdienst
Am frühen Nachmittag des 22. März 1945 starben in der Dorstener Innenstadt 300
Menschen, 700 Familien wurden obdachlos. In Erinnerung daran läuten am Gedenktag
am Samstag (22.3.) um 14 Uhr die Glocken zum Gedenkgottesdienst in der
Pfarrkirche St. Agatha.

Bürgermeister Tobias Stockhoff betonte bei der Programmvorstellung die
Wichtigkeit, Jugendliche aktiv in die Gedenkveranstaltungen einzubinden.
„Sie verknüpfen die Erinnerung an die Zerstörung mit einem perspektivischen
Blick in die Zukunft“, sagte er. So wird nicht nur der Gedenkgottesdienst von
Schülerinnen und Schülern des Paul-Spiegel-Berufskollegs mitgestaltet, sondern
auch die Nachfolge-Veranstaltung um 14.45 Uhr liegt in Schüler-Händen.
Zehntklässler des Gymnasiums Petrinum aus Geschichts- und Politikkursen stellen
dann anhand eines Zeitstrahls und anderer Aktionen ihre Projektergebnisse vor:
Die Jugendlichen haben sich während mehrerer Unterrichtseinheiten im Stadtarchiv
mit der Frage beschäftigt, wie die lokale Berichterstattung im Laufe der
Jahrzehnte mit dem Gedenken an die Bombardierung umgegangen ist.

Kostenloser Stadtrundgang
Ein kostenloser Stadtrundgang auf den Spuren der zerstörten Stadt mit
Stadtführerin Petra Eißing startet um 16 Uhr vor der Pfarrkirche St. Agatha,
eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Auf Wunsch können bei der Stadtagentur
(Lippestraße 41, Tel. 02362/66-3066) auch Termine für Schulklassen-Führungen
vereinbart werden.

Bereits zum 75. Gedenktag im Jahr 2020 war ein ähnlich umfangreiches Programm
vorbereitet worden - damals musste es aber wegen der beginnenden Corona-Pandemie
abgesagt werden. Und schon vor fünf Jahren sollte unter dem Titel „Wie liegt die
Stadt so wüst“ ein Gedenk-Konzert stattfinden, das nun in etwas modfizierter
Form um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Agatha unter Leitung des Kantors Dr. Hans-
Jakob Gerlings das Kirchenschiff mit Musik erfüllen wird - untermalt von Bild-
Einspielungen.

Der Kammerchor „Cantus Dorsten“ wird mit musikalischer Begleitung durch das
Streicherensemble der „Neuen Philharmonie Westfalen“ sowie vier Solisten Werke
von Rudolf Mauersberger, Edward Elgar, Peteris Vasks, Gregorio Allegri, John
Taverner und Heinrich Schütz zum Klingen bringen.

Die Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ komponierte Mauersberger im
Februar 1945 im Angesicht der völlig zerstörten Stadt Dresden. „Ein eindrücklich
und tief bewegendes Werk, das die vernichtende Kraft des Krieges auf
musikalische Weise nachempfindet“, so Hans-Jakob Gerlings.

Und diese eindrückliche Stimmung soll bewahrt werden, wenn es anschließend zum
Finale am Alten Rathaus geht, wo erstmals in einer Licht-, Ton- und Text-
Installation historische Bilder und Filmausschnitte über die marktseitige
Außenwand fließen werden. Nach Einbruch der Dunkelheit um 19.30 Uhr starten
Guido Harding und Stefan C. Maus ihre Performance.

Zwei Kompositionen
„Dafür haben wir zwei musikalische Kompositionen vorproduziert, die die Minuten
vor dem Angriff, das Bombardement und die Atmosphäre danach thematisieren“, so
Musiker Guido Harding.

In einer halbstündigen Zeitschleife mit fünfminütigen Sequenzen, die jeweils
sechsmal wiederholt werden, zeichnet eine Projektion aus historischen Fotos und
Videos ein anschauliches Bild von dieser einschneidenden Zäsur der Dorstener
Lokalgeschichte.
adowtkjv

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