Anlässlich des 80. Jahrestages der Bombardierung Dorstens und Wulfens ist ein Gedenkprogramm mit einem besonderen Abschluss-Projekt vorbereitet worden.
Dieser Gedenktag ist ganz besonders. Er erinnert nicht nur an einen der schlimmsten Tage der Stadtgeschichte, sondern soll angesichts der aktuellen politischen Entwicklungen auch ein Zeichen für Frieden setzen und daran gemahnen, zu welchem Grauen Totalitarismus führen kann.
Und da das damalige Geschehen sich in diesem Jahr zum 80. Male jährt, wird es diesmal eine ganz besondere visuell-akustische Inszenierung geben - bewusst auf der Fassade jenes Wahrzeichens in Dorsten, das das Inferno überlebt hatte.
Nur wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs – am 22. März 1945 – wurden die Dorstener Altstadt und das Dorf Wulfen bombardiert, der Angriff ließ Tod, Trümmer und Trauer zurück. An beiden Orten wird daran am 22. März (Samstag) gedacht. Der Tag endet dabei am Alten Rathaus am Marktplatz, wenn das Dorstener Künstler-Duo „Projekt:Flow“ – musikalisch begleitet – historische Bilder und Filmausschnitte auf die Fassade des Gebäudes projiziert.
Aber bereits vorher und damit den ganzen Tag über wird es ein breites Veranstaltungsprogramm in Dorsten und Wulfen geben. „Wir haben es so gelegt, dass theoretisch jeder alles besuchen kann“, betont die städtische Programmkoordinatorin Anke Klapsing-Reich. „Überschneidungen gibt es nicht.“
Los geht es in Wulfen, wo am 22. März um 10.10 Uhr amerikanische Bomberverbände das Dorf angegriffen hatten.
Deshalb wird um 10 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung an der Matthäuskirche unter Beteiligung des Heimatvereins Wulfen, Schülern der Gesamtschule Wulfen und der Montessori-Schule sowie Vertretern der Kirchengemeinden begonnen.
Im Anschluss um 11.15 Uhr sind Interessierte ins Matthäusheim zur Vorführung des Films „Kriegsende in Dorsten – Zeitzeugen erzählen“ von Sabine Bornemann mit Gesprächsrunde eingeladen.
Gedenkgottesdienst
Am frühen Nachmittag des 22. März 1945 starben in der Dorstener Innenstadt 300 Menschen, 700 Familien wurden obdachlos. In Erinnerung daran läuten am Gedenktag am Samstag (22.3.) um 14 Uhr die Glocken zum Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche St. Agatha.
Bürgermeister Tobias Stockhoff betonte bei der Programmvorstellung die Wichtigkeit, Jugendliche aktiv in die Gedenkveranstaltungen einzubinden.
„Sie verknüpfen die Erinnerung an die Zerstörung mit einem perspektivischen Blick in die Zukunft“, sagte er. So wird nicht nur der Gedenkgottesdienst von Schülerinnen und Schülern des Paul-Spiegel-Berufskollegs mitgestaltet, sondern auch die Nachfolge-Veranstaltung um 14.45 Uhr liegt in Schüler-Händen.
Zehntklässler des Gymnasiums Petrinum aus Geschichts- und Politikkursen stellen dann anhand eines Zeitstrahls und anderer Aktionen ihre Projektergebnisse vor: Die Jugendlichen haben sich während mehrerer Unterrichtseinheiten im Stadtarchiv mit der Frage beschäftigt, wie die lokale Berichterstattung im Laufe der Jahrzehnte mit dem Gedenken an die Bombardierung umgegangen ist.
Kostenloser Stadtrundgang
Ein kostenloser Stadtrundgang auf den Spuren der zerstörten Stadt mit Stadtführerin Petra Eißing startet um 16 Uhr vor der Pfarrkirche St. Agatha, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Auf Wunsch können bei der Stadtagentur (Lippestraße 41, Tel. 02362/66-3066) auch Termine für Schulklassen-Führungen vereinbart werden.
Bereits zum 75. Gedenktag im Jahr 2020 war ein ähnlich umfangreiches Programm vorbereitet worden - damals musste es aber wegen der beginnenden Corona-Pandemie abgesagt werden. Und schon vor fünf Jahren sollte unter dem Titel „Wie liegt die Stadt so wüst“ ein Gedenk-Konzert stattfinden, das nun in etwas modfizierter Form um 18 Uhr in der Pfarrkirche St. Agatha unter Leitung des Kantors Dr. Hans-Jakob Gerlings das Kirchenschiff mit Musik erfüllen wird - untermalt von Bild-Einspielungen.
Der Kammerchor „Cantus Dorsten“ wird mit musikalischer Begleitung durch das Streicherensemble der „Neuen Philharmonie Westfalen“ sowie vier Solisten Werke von Rudolf Mauersberger, Edward Elgar, Peteris Vasks, Gregorio Allegri, John Taverner und Heinrich Schütz zum Klingen bringen.
Die Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“ komponierte Mauersberger im Februar 1945 im Angesicht der völlig zerstörten Stadt Dresden. „Ein eindrücklich und tief bewegendes Werk, das die vernichtende Kraft des Krieges auf musikalische Weise nachempfindet“, so Hans-Jakob Gerlings.
Und diese eindrückliche Stimmung soll bewahrt werden, wenn es anschließend zum Finale am Alten Rathaus geht, wo erstmals in einer Licht-, Ton- und Text-Installation historische Bilder und Filmausschnitte über die marktseitige Außenwand fließen werden. Nach Einbruch der Dunkelheit um 19.30 Uhr starten Guido Harding und Stefan C. Maus ihre Performance.
Zwei Kompositionen
„Dafür haben wir zwei musikalische Kompositionen vorproduziert, die die Minuten vor dem Angriff, das Bombardement und die Atmosphäre danach thematisieren“, so Musiker Guido Harding.
In einer halbstündigen Zeitschleife mit fünfminütigen Sequenzen, die jeweils sechsmal wiederholt werden, zeichnet eine Projektion aus historischen Fotos und Videos ein anschauliches Bild von dieser einschneidenden Zäsur der Dorstener Lokalgeschichte.
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