In Dorsten wird die 48. Geschichtsstation eingeweiht - an einem in der Vergangenheit durchaus umstrittenen Ort und an einem geschichtsträchtigen Datum.
In Dorsten befindet sich das größte Munitionsdepot Deutschlands. Die wechselvolle Historie der „Muna“ wird jetzt mit einer eigenen Geschichtstafel gewürdigt. Es ist die 48. in der Stadt, das Datum der Einweihung ist ebenfalls geschichtsträchtig.
Denn am 23. Mai (Donnerstag) vor 75 Jahren wurde das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland durch den Parlamentarischen Rat in Bonn beschlossen. „Die wichtige und notwendige Funktion der Bundeswehr als Parlamentsarmee ist durch eben dieses Grundgesetz legitimiert“, erklärt Bürgermeister Tobias Stockhoff, der kürzlich eine Art „Praktikum“ bei der Bundeswehr absolviert hat.
381 Munitionslagerhäuser in der Gerlicher Heide
Gleichwohl ist die Muna in der Dorstener Bevölkerung zeitweise sehr kritisch gesehen worden. Während des ersten Golfkrieges 1991 war sie eine wichtige Drehscheibe für große Mengen Munition, die überwiegend per Bahn abtransportiert und über Bremerhaven verschifft wurde.
In bewährter Zusammenarbeit zwischen dem Lions Club Dorsten-Hanse, dem Verein für Orts- und Heimatkunde und der Stadt Dorsten in Kooperation mit der Bundeswehr wird es in Dorsten nun eine weitere Geschichtsstation gegeben, die die wechselvolle Geschichte nachzeichnet.
1938 - kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begannen die ersten Planungsarbeiten für die Errichtung einer „Heeresmunitionsanstalt“ in der Gerlicher Heide. Noch vor Ende des Krieges wurde das Lager von der britischen Armee übernommen. 1987 begann ein vollständiger Umbau, bei dem 381 neue Munitionslagerhäuser errichtet wurden.
„Die britischen Soldaten wurden zugleich ein Teil der Wulfener Dorf-Gemeinschaft“, erinnert sich der Bürgermeister. „Für sie und ihre Familien wurden am Großen Ring und an der Sauerlandstraße Wohnhäuser gebaut, die noch bis 2010 von der britischen Rheinarmee genutzt wurden.“ 1999 übergaben die Briten das Depot an die Bundeswehr, die es bis 2016 zum Munitionsversorgungszentrum West ausbaute, eines von heute vier solcher Zentren bundesweit und das größte Munitionsdepot in Deutschland. Was genau dort gelagert wird, ist streng geheim.
Ein Kuriosum am Rande: Der Name „Muna Wulfen“ ist zwar nach wie vor gebräuchlich. Aber seit der Kommunalen Neuordnung vor fast 50 Jahren gehört das Areal laut Tobias Stockhoff vollständig zum Stadtteil Deuten.
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