Eine historische Bildergalerie mit 900 Dorstener Stadtansichten hat der Verein für Orts- und Heimatkunde im Internet veröffentlich. Es ist ein „Best of“ einer umfangreichen Sammlung.
Heinz Kleine-Vossbeck ist eine echte Instanz, was die Geschichte Dorstens der letzten gut 100 Jahre angeht.
Unzählige alte Bilder, Postkarten und Zeichnungen hat er zusammengetragen, einen Teil davon hat er vor vor ein paar Jahren in einer 250er-CD-Auflage in der Stadtinfo verkauft.
Eine „Best of“-Ausgabe dieser höchst informativen Zusammenstellung ist nun öffentlich und gratis für interessierte Betrachter zu erleben - dem hiesigen Verein für Orts- und Heimatkunde, dem der Sammler angehört, sei Dank.
Vereins-Webmaster Peter Günther hat die Idee des Vereinsvorsitzenden Dr. Josef Ulfkotte technisch umgesetzt - und die Powerpoint-Präsentation, die Heinz Kleine-Vossbeck einst erstellt hatte, in einzelne Dokumente umgewandelt. Auf der Vereins-Homepage ( www.voh-dorsten.de ) sind die spannenden alten Foto-Schätzchen unter dem Link „Historische Bildergalerie“ zu bewundern - gleich 900 an der Zahl.
Auch wenn Peter Günther an der Nutzerfreundlichkeit „technisch noch etwas schrauben will“, ist das neue Angebot für alle „Dorstalgie“-Fans ein Quell der Entdeckerfreude. Denn: „Ich habe zusätzlich zu jedem Bild ergänzende Text-Informationen geschrieben“, erzählt Heinz Kleine-Vossbeck, der sich bei seinen Vorträgen, die er regelmäßig in Dorsten hält, immer als profunder Erzähler interessanter Anekdoten zu Stadt, Land und Leuten erweist.
Ein Grundstock der Präsentation ist die gut 400 Dokumente umfassende Foto-Serie „Die alten Straßen von Dorsten“, die der damalige Heimatmuseums-Leiter Dr. Hartmut Butzert 1996 gemeinsam mit Projekt-Partnern ins Leben gerufen hatte und später an Heinz Kleine-Vossbeck weitergab. Viele dieser Ansichten finden sich unter der Rubrik namens „Straßen, Klöster und Kirchen“, die das charmante Aussehen und das Alltagsleben im Dorsten von einst wieder sichtbar machen.
Stundenlang stöbern
Ob die alte Brennerei Böckenhoff, die sich zwischen Gladbecker Straße und Kirchhellener Straße befand, ob das Recklinghäuser Tor, an dem ehedem die Straßenbahn Richtung Marl hielt, ob die Zeichnung des im Krieg zerstörten Drubbels mit all seinen Geschäftsinhabern, ob das Patersgässchen neben dem Franziskaner-Kloster, das früher der einzige Altstadt-Zugang aus Richtung Westen gewesen ist oder die repräsentative Alleestraße mit dem längst eingelagerten Germania-Denkmal:
In diesem Menü-Punkt lässt sich in 500 Dokumenten stundenlang stöbern.
Auch andere Stadtteile werden auf 120 Bildern beleuchtet. Die Feldmark zum Beispiel mit der Hülsdünkers Mühle, der alten städtischen Gasanstalt an der Barbarastraße oder dem Paechnatz Kotten nahe der Straße „Auf dem Beerenkamp“, wo später die legendäre Gastronomie namens „Pattexbude“ betrieben wurde.
Besonders ergiebig ist auch der Unterpunkt „Industrie und Wirtschaft“, ebenfalls mit 120 Fotos. Fliegerfreund Heinz Kleine-Vossbeck erinnert dabei unter anderem an den großen Flugplatz für das Ruhrgebiet, der während der Ruhr-Besetzung durch die Franzosen 1925 ein halbes Jahr lang am Freudenberg seine Heimat hatte, aber auch an die Zechengeschichte, an die Bahnhöfe und vor allem an die alten Dorstener Gaststätten, die es früher zuhauf gab.
100 Bilder zeigen die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau, angefangen von den ersten Bombardements 1944 bis hin zu den Schienensträngen, auf denen die gewaltigen Trümmerberge abtransportiert wurden.
Zwei Lippe-Betten
Und bei den historischen Luftaufnahmen und Zeichnungen der Stadtansichten findet sich ein Motiv der Altstadt von oben, im Jahre 1925, mit zwei Wasserläufen. „Jeder denkt, es seien Lippe und Kanal“, erzählt Heinz Kleine-Vossbeck. Denkste: Es sind der damals nach Norden verlegte neue und der alte Lauf der Lippe - dem Wesel-Datteln-Kanal wurde nämlich erst kurze Zeit später an seinem jetzigen Ort ein Bett gebaut.
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